entnommen aus: Chronik Anton Obser

nachgesprochen von Jürgen Hein

De Geschicht vum Miehna Fuhs

De iascht Kuadela had'n noch net genuch Stecka. Doafia woaren sei net winnich fruh mat de Steckan op'm Diewelda, die ma hiehne geloß hat. Sei hun awa mat de Miehnan greilije Streit kriet weil die gement had'n, die Stecka wieren hiehnen. De Streit hot Joahre gedauat. Du sein se iewa enen komm, et sollt un'm festgelocht'n Dach, friehmuajens, winni d'n Huhn zu allaiascht krieht, ous jedem Duaf seich enen op de Wech machen. Wu die sich träafen died'n, do soll dan fia imma un iwisch de Grenzm zweschen d'n Diawan sein. Wie den Dach komm as, woaren al de Leit op de Ben un sein hanna hierem Man mat gerannt fia hen unzefeian. De Kuadela awa woa vu vieran am Nohdel, weil't bei dem deialich de gieje Bäach rob gang as, de Miehna awa hat e richt Steck Wech via sich. Doafia hun die zvien sich getrof, dat die Miehna de Vuadel haden un de Kuadelan nummen d'n Dieweldagrowen gebliewen as. De freche Miehna hot geprahlt: Eich stiehn hei op Miehna Land un Buadem, un hot, via dat ze beweisen, de Schuhn ousgedun. Do hat hen Miehna Dräak dran gedun, un den hot'n via dem Kuadela ousgeschott. De Kuadela Leit hun Feist am Sak gemach. Se woaren och al da Menung, dat de Miehna gefoutelt hät un via da obgemachta Zeit loasgerannt wia.  Se hun de freche Kärel vaflucht, un net ze knapp. Da Deiwel soll e Fuhs ous him machen, un imma un iwisch soll'n an de Miehna Bäajen rum ränen, ken Ruh mi fannen un iwisch sein Gaunerei bießen. Un wan an ale spidere Joahren de Newel un Wolken an de Miehna Bäajen gehang hun, hot  jed Mam am Duaf bang de Fanga gehuawen un zu de Kanna gesot ,,Dir Kanna kukt, de Miehna Fuhs geht nes um, nou schekt ich."

 

Die Geschichte vom Möhner Fuchs

 

ins Hochdeutsche übertragen

 

Die ersten Kordeler hatten noch nicht genug Ackerland. Deshalb waren sie nicht wenig froh mit dem Ackerland auf dem Diewelter, das man ihnen überlassen hatte. Sie haben aber mit den Möhner Leuten greulichen Streit bekomrnen, weil die der Meinung waren, das Land gehöre ihnen. Der Streit hat Jahre gewährt. Dann sind sie übereingekomrnen, es sollte an einem festgelegten Tage, frühmorgens, wenn der Hahn zum allerersten Male kräht, aus jedem Dorf sich einer auf den Weg machen. Wo sie sich treffen würden, dort sollte dann fiir immer und ewig die Grenze zwischen den Dörfern sein. Als der Tag nun kam, waren alle Leute auf den Beinen und sind hinter ihrem Mann mitgelaufen, um ihn anzufeuern. Der Kordeler aber war von vornherein im Nachteil, weil es bei ihm erbärmlich den steilen Berg hinanging, der Möhner aber hatte eine ebene Wegstrecke vor sich. Deshalb haben sich die zwei so getroffen, daß die Möhner den Vorteil hatten und den Kordelern nur der Dieweltergraben geblieben ist. Der freche Möhner hat geprahlt: ,,Ich stehe hier auf Möhner Land und Boden", und zog, um das zu beweisen, die Schuhe aus. Darin hatte er Möhner Dreck gefiillt, und den hat er vor dem Kordeler ausgeschüttet. Die Kordeler machten Fäuste im Sack. Sie waren auch alle der Meinung, daß der Möhner gemogelt hätte und vor der verabredeten Zeit losgerannt sei. Sie haben den frechen Kerl verflucht, und das nicht wenig. Der Teufel soll ihn in einen Fuchs verwandeln, und immer und ewig soll er in den Möhner Bergen herumlaufen, keine Ruhe mehr finden und ewig seine Gaunerei büßen. Und wenn in allen späteren Jahren die Nebel und Wolken in den Möhner Bergen gehangen haben, hat jede Mutter im Dorf bang die Finger gehoben und zu den Kindern gesagt: ,,Ihr Kinder seht, der Möhner Fuchs geht wieder um, seid artig."