Wenkerbogen
Cordeler Mundart im Winter 1879/80

Die Wenkerbogen stellen die Datengrundlage für Georg Wenkers Sprachatlanten dar, mit denen die einzelnen Lokaldialekte in den Jahren 1876 bis 1887 erhoben wurden. Die Daten wurden per indirekter Erhebung gewonnen, indem Wenker seine Fragebogen an Schulen verschickte, um sie dort von den Schülern ausfüllen zu lassen. Nach Abschluss der Erhebungen im Deutschen Reich 1887 lagen insgesamt 44.251 Fragebogen aus 40.736 Schulorten vor. Das gesamte Material ist im Forschungs-institut Deutscher Sprachatlas an der Universität Marburg archiviert.

Im Winter 1879/80 füllten Cordeler Schüler den Wenkerbogen mit seinen 40 Sätzen unter Anleitung ihres Lehrers Johann Anton Fett aus. Johann Anton Fett war von 1869 bis 1900 Lehrer in Cordel.

Im Winter 2020/21 übertrugen Mathilde Seer und Dr. Jürgen Hein die in Kurrent geschriebenen Wenkersätze in die lateinsche Schrift.

Der Wenkerbogen 15106 für Cordel ist unter dieser URL zu finden: https://www.regionalsprache.de/Wenkerbogen/QuestionnaireViewer.aspx?Id=41106

 

Wenkerbogen Kordel 
Wenkerbogen Kordel
Wenkerbogenfür Cordel

Die 40 Sätze für Süddeutschland: =: wie sie schriftlich Ende des 19. Jahrhunderts beantwortet wurden. Das hinter einem Satz startet eine Audio-Datei in der der Satz zu hören ist, wie er Ende des 20.Jahrhunderts gesprochen wird, gesprochen von Jürgen Hein

1. Im Winter fliegen die trocknen Blätter durch die Luft herum.
Am Wanter flĕijen de drɛggen Blêder duhrch d' Loft ĕrum.
2. Es hört gleich auf zu schneien, dann wird das Wetter wieder besser.
Et hiert glĕich op zê schnĕijen, da gett ett Wɛder 'rum besser.
3. Thu Kohlen in den Uhwen, daß die Milch bald an zu kochen fängt.
Dĕi Kŭohlen ann den Ufenn, dat dê Mölch bahl ufängt ze koochen.
4. Der gute alte Mann ist mit dem Pferde durch´s Eis gebrochen und in das kalte Wasser gefallen.
Dê guden ahlê Mahn as mat d'm Pährd duhrch 't Eis gebrohch unn an't kahl Wahßer gefahl.
5. Er ist vor vier oder sechs Wochen gestorben.
Hän as vir vĕir oder sechs Wuchen gestuhrwen.
6. Das Feuer war zu stark/heiß, die Kuchen sind ja unten ganz schwarz gebrannt.
't Feier woar zê wohrm, de Wähk as jo ɛnnen ganz schwarz bebrant.
7. Er ißt die Eier immer ohne Salz und Pfêffer.
Hên ɛßt de Ajer emmer ŏuhne Salz unn Pêfer
8. Die Füße thun mir sehr wĕh, ich glaube, ich habe sie durchgelaufen.
Dê Fĕiß dĕi mer ganz weih, ich glähf, ich hŏuhn sê duhrch geloof.
9. Ich bin bei der Frau gewesen und habe es ihr gesagt, und sie sagte, sie wollte es auch ihrer Tochter sagen.
Ĕich sein bei der Frauh gewehst unn hŏuhn et ihr gesoht; unn sĕi hott gesoht, sê wɛllt et ŭoch ihrer Dojder sŏuhn.
10. Ich will es auch nicht mehr wieder thun!
Eich wɛll 't ŭoch nett noch ês douhn!
11. Ich schlage Dich gleich mit dem Kochlöffel um die Ohren, Du Affe!
Eich schlĕin dich glĕich mat d'm Koochlähfel um de Ouhren, du Aaf!
12. Wo gehst Du hin? Sollen wir mit Dir gehn?
Wor gehst dê, solle mer mat dir guhn?
13. Es sind schlechte Zeiten.
´t sein schlecht Zĕiten.
14. Mein liebes Kind, bleib hier unten stehn, die bösen Gänse beißen Dich todt.
Mei leif Kand, bleif 'l hai ɛnnen stŏuhn, dĕi bĕis Gänsen bäißen dich dŏut.
15. Du hast heute am meisten gelernt und bist artig gewesen, Du darfst früher nach Hause gehn als die Andern.
Dau hoos haud d'r määst geliert unn bas uhrndlich gewêst, de duhrfs frĕijer hähm gŏuhn wĕi di ahnern.
16. Du bist noch nicht groß genug, um eine Flasche Wein auszutrinken, Du mußt erst noch ein Ende/etwas wachsen und größer werden.
Dau bas noch nɛt grŏuß g'nuch, fir'n Flasch Wein auszetrenken,de muhs zerihrscht noch ä Bɛsschen wohßen und grŏußer gihn.
17. Geh, sei so gut und sag Deiner Schwester, sie sollte die Kleider für eure Mutter fertig nähen und mit der Bürste rein machen.
Gĕih, seih ä su gut unn soh deiner Schwêster, se sollt de Kläder fir aier Motter fierdig beizen unn mat der Bihrscht sauwer mahchen.
18. Hättest Du ihn gekannt! dann wäre es anders gekommen, und es thäte besser um ihn stehen.
Hähds dau ê kant! Daan wier't ahnnesch komm unn et dêt besser fir ä stouhn.
19. Wer hat mir meinen Korb mit Fleisch gestohlen?
Wên hott mir mei Korf mat Flêsch gestuŏhl?
20. Er that so, als hätten sie ihn zum dreschen bestellt; sie haben es aber selbst gethan.
'n hoht gedŏuhn, wie wann se'n fier zum Dräschen bestallt hääden, se houn 't ähwer sêhlwer gedŏuhn.
21. Wem hat er die neue Geschichte erzählt?
Wem hoht´n di nai G´schicht erziĕhlt?
22. Man muß laut schreien, sonst versteht er uns nicht.
M'r muß hart schrai'n, soss besteht 'n es nɛtt
23. Wir sind müde und haben Durst.
M'r sei meid unn hŏun Duhrscht.
24. Als wir gestern Abend zurück kamen, da lagen die Andern schon zu Bett und waren fest am schlafen.
Wi m'r gester Ohwend zerɛck komm sein, dou hŏun di aanern schŏun am Bêt gelêh, un woren fest am schlofen.
25. Der Schnee ist diese Nacht bei uns liegen geblieben, aber heute Morgen ist er geschmolzen.
D' Schnĕi as dis Nojt bei ies lain bliewn, awer de Mohrj'n as en geschmol.
26. Hinter unserm Hause stehen drei schöne Apfelbäumchen mit roten Äpfelchen.
Hanner iesem Haus stĕin drai scheiner Ahbelbähmcher mat rŏuden Aehbelchern.
27. Könnt ihr nicht noch ein Augenblickchen auf uns warten, dann gehn wir mit euch.
Kennt ihr nɛtt nooch'n  Auwnblêckchen op ies word'n, da gĕihn m'r mat ich.
28. Ihr dürft nicht solche Kindereien treiben!
Dihr durft nett ä suen Kannereien dreihwen.
29. Unsere Berge sind nicht sehr hoch, die euren sind viel höher.
Ies Bährj sein nɛtt ganz hich, aier sein vil hijer.
30. Wieviel Pfund Wurst und wieviel Brod wollt ihr haben?
Wi vil Pŏunt Wuhrscht unn wie vil Broŭd wɛllt d'r hŏuhn?
31. Ich verstehe euch nicht, ihr müßt ein bißchen lauter sprechen.
Eich bestĕihn ich nɛtt, d'r mŏuhßt ä bɛschen haart'r schwêhtzen.
32. Habt ihr kein Stückchen weiße Seife für mich auf meinem Tische gefunden.
Hohd dir kê Stêckchen weiß Sähf fir meich obp meim Dɛsch founn?
33. Sein Bruder will sich zwei schöne neue Häuser in eurem Garten bauen.
Sei Brŏuder wɛll sich zwai schĕiner naier Heiser an eirn Gohrdn bauhen.
34. Das Wort kam ihm von Herzen.
Dat Wŭohrd as ihm vum Hährz komm.
35. Das war recht von ihnen!
Dat wŭor rähchd vun äich!
36. Was sitzen da für Vögelchen oben auf dem Mäuerchen?
Wat sɛtzen loh fihr'n Vihjelscher er op dem Maijerchen?
37. Die Bauern hatten fünf Ochsen und neun Kühe und zwölf Schäfchen vor das Dorf gebracht, die wollten sie verkaufen.
De Bauern hahd'n finnef Ŭohßen unn nein Kĕih unn zwiĕlf Schäfjer fihr't Duhrf brohjt, dei hŏuhn se wɛlln bekääfen.
38. Die Leute sind heute alle draußen auf dem Felde und mähen/hauen.
De Leit sein haut ahl deboußen op dem Fêhl umm meihen.
39. Geh nur, der braune Hund thut Dir nichts.
Geih nommen, dê braun'n Hond däht d'r neist.
40. Ich bin mit den Leuten da hinten über die Wiese ins Korn gefahren.
Eich sĕin mat de Leid'n lo hannen iwer de Wies ant Kŏuhr gefohr.